Thomas Collmer   Nietzsches Experimental-Philosophie
Friedrich Nietzsche (1844–1900) zählt zu den wirkungsmächtigsten, aber auch umstrittensten Philosophen aller Zeiten; Denker, Künstler und Demagogen unterschiedlichster Couleur haben sich auf ihn berufen. Dieses eindringliche Buch wendet sich sowohl an Leserinnen und Leser, die Nietzsche noch kaum kennen, als auch an Experten, ohne die problematischen Seiten dieser »Experimental-Philosophie« (Nietzsche über Nietzsche) zu vertuschen.

Es werden drei Schwerpunkte gesetzt: Der erste Teil befasst sich mit Sprachthematik und Sprachkritik, ein sehr ertragreiches Thema; interessant ist dabei Nietzsches Beobachtung, dass »eine philosophische Mythologie in der Sprache versteckt« sei, oder auch das Thema Schweigen. Der zweite Teil wendet sich den Stichworten Leib, Seele, Geist und Vernunft zu. Nietzsche war ein Pionier der Erforschung des Unbewussten und man findet bei ihm den Begriff »Sublimierung«. Er rückte den von der philosophischen Tradition vernachlässigten Leib in den Vordergrund, der seine eigene Vernunft aufweise. Doch auch Nietzsches Rassismus wird nicht ausgespart. Ein langer Exkurs behandelt Nietzsches Denken und den tragischen Zug seines Lebens vor dem Hintergrund der Trieblehre des späten Freud, der Nietzsche entscheidend vorgearbeitet hat. Der dritte Teil schließlich untersucht Nietzsches Bedeutung für eine Theorie der Dialektik. Da das Thema Dialektik seit vielen Jahren ein Forschungsschwerpunkt des Autors ist, hat er hierzu einiges zu sagen. Dabei setzt er sich unter anderem mit Gilles Deleuze auseinander.

Thomas Collmer (Jahrgang 1956) hat Bücher über G. W. F. Hegel, Edgar Allan Poe und William S. Burroughs sowie ein Standardwerk über die Songlyrik und die Gedichte von Jim Morrison verfasst.