Siegfried J. Schmidt   latemar nachlass 2
latemar, in den dolomiten, zwischen südtirol und dem trentino, wird hier zum gebirge der poesie. latemar, ein berg ohne lifte, er muss bestiegen werden als zufallsort, zwischenraum. ein ort der weißen kontingenz, der entfernung und nähe. hier schwärmen aphorismen in alle himmelsrichtungen zwischen konfuzianischen paradoxien, fragen (können wir dem tod entkommen?) und exklamationen (halte dich am übergang von grün zu blau auf!), fotos, bildern (kies, steine, wiesen, uhren, messgeräte). konstruktionen der natur, konstruktionen des menschen, konstruktionen der poesie. fragen vom ursprung und anfang, von glück und ende, von gott und vom menschen. ausrufe über flüchtiges, bleibendes, sichtbares und unsichtbares, ein ort der natürlichsten widersprüche. konzeptpoesie, könnte man sagen, wo die konzepte leib- und lebhaft sind diese poesie fährt mit sich selber fort und mit dem leser an kreuzungen, also an vorzügliche orte des denkens. (Colin B. Grant)